29. Juni 2022, 12:53 Uhr
Am 20. Mai 2022 luden Professor Roland Pfennig und Professor Daniel Deimling am Bildungscampus Heilbronn zur Tagung Ökonomie & Ethik mit dem Titel »Letzte Ausfahrt Folgenlosigkeit?« ein. Als Zuhörer:innen gekommen waren Studierende der Hochschule sowie interessierte Bürger:innen.
Roland Pfennig sprach ein Grußwort und führte fundiert in die Thematik ein. Da Konzepte wie Postwachstum oder Gemeinwohlökonomie bislang noch nicht zu einer Lösung der multiplen Krise beigetragen hätten, sei Folgenlosigkeit vielleicht der letzte Ausweg.
Daniel Deimling stellte in seinem Vortrag den wissenschaftlichen Kenntnisstand hinsichtlich Klimawandel und Ressourcenverbrauch dar. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts zwischen 3 und 4 Grad Celsius liegen wird, liegt bei 95 Prozent. Großräumige Zivilisationen seien dann nicht mehr möglich, so die Autoren einer Studie, die im Vortrag angeführt wird. Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, müssten wir in Deutschland unseren CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr um 75 Prozent senken, unseren gesamten Ressourcenverbrauch um 80 Prozent, um auf ein naturverträgliches Maß zu kommen. In einer solchen Welt, so Deimling, sei kein Platz für Öl und Gas, kein Platz für internationale Wertschöpfungsketten und kein Platz für Automobile.
Professor Bernhard Ungericht von der Universität Graz, der kürzlich sein neues Buch »Immer-mehr und Nie-genug! Eine kurze Geschichte der Maßlosigkeit« veröffentlich hat, referierte nicht nur über die drängenden Probleme in Ökonomie, Gesellschaft und Bildung, sondern auch über zukunftsfähige Alternativen. Eine besondere Rolle schrieb er der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung an den Universitäten zu. Viele wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten seien heute eher Verdummungseinrichtungen denn Bildungseinrichtungen, so der Referent mit feiner Polemik. Als Bausteine einer zukunftsfähigen Ökonomie sieht er kooperatives Wirtschaften, Wirtschaftsdemokratie, kleinteilige regionale Wertschöpfungsketten, Genügsamkeit und Gemeinwohlorientierung. Für einen solchen Wandel müsse in erster Linie der Macht der Eliten gebrochen werden, so Ungericht.
Susanne Henkel von der Richard Henkel GmbH übernahm die Rolle der Praktikerin und referierte einerseits ebenfalls über die Probleme der heutigen Wirtschaftsweise und der heutigen Unternehmenskonstitution. Andererseits berichtete sie darüber, was ihr Unternehmen anders macht, um möglichst folgenlos zu bleiben. Die Richard Henkel GmbH setzt seit jeher alles daran, um den Ressourcenverbrauch auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Dies beginnt damit, dass die Produkte, die das Unternehmen herstellt, auf maximale Langlebigkeit ausgelegt sind. Vieles kann man sich hierbei von der Natur abschauen, so Susanne Henkel. Das Unternehmen nutzt immer wieder die Bionik, um ihre Produkte zu optimieren. Sollbruchstellen kennt das Unternehmen nicht. Die Fokussierung auf Langlebigkeit impliziert natürlich, dass die Produkte reparabel sind und somit über Generationen genutzt werden können. Zudem legt das Unternehmen alles daran, Stoffkreisläufe zu schließen, jeglichen Ressourcen- und Energieinput zu minimieren und nach Möglichkeit keine Abfälle zu produzieren.
Im Anschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit allen Referent*innen, die von Dr. Bernhard Stumpfhaus geleitet wurde. Das Podium diskutierte darüber, wie man zu einer folgenlosen Wirtschaftsweise gelangen kann und welche Hemmnisse es gibt.